Für eine harmonische Proportionierung ist in der Kunst und Architektur der sogenannte Goldene Schnitt eine bekannte Methode und kommt nicht nur in Rechteckverhältnissen zur Anwendung. Der Mensch hat die Fähigkeit, ob bewusst oder unbewusst, schöne, erhebende Gestaltungselemente und ihre proportionale Beziehung zueinander von ungünstigen, den Empfindungssinn störenden Formen zu unterscheiden. Der goldene Schnitt besteht aus einem Seitenverhältnis von 1 : 1,618 und wird in der Regel vom menschlichen Gemüt als sympathisch und schön empfunden. Folglich gibt es eine innere Sensorik in jedem Menschen, ein Gefühl oder eine Seele, die so etwas wie rechnen kann und z.B. ein Verhältnis von 1 : 1,618, wie es die Beziehung der langen und kurzen Seite im goldene Schnitt darstellt, als ideale Expression wahrnimmt.
In einem Appartement in Arco am Gardasee wurde eine Umgestaltung der Räumlichkeiten umgesetzt, die einem ähnlichen Prinzip der Proportionierung, also den Beziehungsverhältnissen der verschiedenen Gestaltungselemente zueinander, folgt.
An diesem Beispiel soll gezeigt werden, wie man dabei vorgehen kann: Man bestimme die Wohnflächengröße, in diesem Fall sind es 114 qm und bestimme den zu dieser Fläche gehörigen Kreisdurchmesser. Das Ergebnis ist ein Durchmesser von 12 m.
Bringt man die Fläche 114 qm und die eines quadratischen Übungsraumes des gleichen Appartements mit 22,5 qm ins Verhältnis ist das Ergebnis 5.
Durch den Rechenvorgang 12 : 5 erhält man die Zahl 2,4 die als 1. Bezugszahl festgelegt wird.
Die 2. Bezugszahl mit der Größe 1 erschließt sich über die Konstruktion eines Pentagramms aus der 1. Bezugszahl 2,4.
Aus dem Pentagramm mit einem Umkreisdurchmesser von 2,4 ermittelt sich ein Umkreis des inneren Fünfecks von 1,0. In den Längenverhältnissen von bestimmten Sehnen und Sehnenteilen des Pentagramms und der beiden Fünfecke findet sich auch der Goldene Schnitt wieder.
Die Umbauarbeiten begannen nun mit der Erstellung eines Durchbruches an einer Zwischenwand dessen obere Kante einen Torbogendurchmesser von 2,4 m hat. Eine daraus entwickelte Zykloide lieferte die Form eines Kreisbogens über einer größeren Spiegelwand.
Der Durchbruch mit Bogendurchmesser 2,4m wurde verglast. Dadurch entsteht eine Trennung und gleichzeitig eine Verbindung der Räume untereinander
Durch Konstruktion einer logarithmischen Spirale aus der Bezugszahl 1 erstellte man aus einer normalen Türe einen großzügigen Durchgang. Darauf folgte eine Evolventenabwicklung dieser log. Spirale und durch eine weitere Evolvente aus eben dieser Evolvente entstanden 2 weitere immer weiter sich öffnende kreisförmige Gestaltungen.
Nach einiger Zeit der Auseinandersetzung entwickelt sich bald die Phantasie und ein mehr spielerischer Umgang mit den Formelementen und der praktischen Umsetzung.

An verschiedensten konvexen Formen, wie auch an einer Spirale, lässt sich mit dieser Methode eine weitere Form konstruieren
Die Idee ist, dass man sowohl algebraisch wie auch grafisch von einer Ausgangsgröße oder Grundform immer eine weitere Größe oder Form erschließt, welche, am Beispiel dieser Wohnung, bis zur Grundfläche der Wohnung mit 114 qm zurück eine Art Verwandschaft und Proportion besitzt. Dieses Verwandschaftsverhältnis wird von unserer Seele oder dem Gemüt wahrgenommen und erzeugt ein Gefühl der Schönheit und Sympathie.

Die Evolvente aus der log. Spirale über einem Fensterelement in die Gestaltung geführt
Abschließend darf mit einem Zitat aus dem Buch „Die Idee der Synthese von Spiritualität und Baukunst“ von Heinz Grill auf die gesundheitlich regenerierende Wirkung dieser Art Baukunst hingewiesen werden.
„Das Gemüt fühlt sich in den Räumen, in denen Zusammenhänge bestehen, wohler. (…) Dieser sich in den Formen findende Zusammenhang lässt sich für den Betrachter in der Regel als ein rückwirkendes regenerierendes Harmonieempfinden erleben.“ – Heinz Grill